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Romantische Liebe -was sie auszeichnete
Ich hatte in meiner Magisterarbeit die Soziologenschaft daraufhin durchforstet, was sie als bezeichnend für die ‘frühromantische Liebe’ ansehen, wie sie um 1800 konzipiert und später verbreitet wurde. Es ist nicht als Minimalkonsens zu verstehen, sondern ein Zusammentragen von Nennungen:
Heraus kamen folgende 18 "Postulate" (ich lasse die Zitate und Quellenangaben mal der Lesbarkeit wegen weg), wobei mit "Sie" die frühromantische Liebe gemeint ist: (1) Liebe beruht auf Emotionalität, die eine enge gefühlsmäßige Bindung zum anderen herstellt. (2) Sie baut auf die volle Einbeziehung der Sexualität, denn das körperliche Beteiligtsein der Liebenden besitzt eine eigene Qualität. (3) Sie funktioniert durch die Idealisierung des Partners bzw. des eigenen Engagements, womit ausreichend Motive für die Interaktion mit dem anderen gewonnen werden. (4) Sie pocht in ihrer Exklusivität auf die unbedingte Präferenz für eine bestimmte individuelle Person bzw. die einzig richtige Person, so daß eine Sozialbeziehung zu zweit erwächst, die u.a. erheblich Komplexitätselemente vermindert. Diese Ausschließlichkeit impliziert Treue, die als langfristige Hilfsbereitschaft und Loyalität zu verstehen ist. (5) Nicht nur sind die im Namen der Liebe erlebten Gefühle bewußt wahrgenommen und das Mitfungieren des Ichbewußtsein an ihr erkannt worden, sondern ermöglichen sich die Liebenden eine wechselseitige Beziehung und geht es hierbei um das Lieben des Liebens, das sich ein Objekt sucht und in der Gegenliebe soziale Reflexivität aufbaut. (6) Ihre Beidseitigkeit ist dabei an Zwei- oder Gegengeschlechtlichkeit statt Gleichgeschlechtlichkeit gebunden, wobei die Gründe (Wahrung anfänglicher Differenz, Fremdheit und Faszination) hierfür noch weitgehend im Dunklen liegen. (7) Sie wird aufgrund der absoluten Fixierung auf ein besonderes Gegenüber von den Liebenden mit höchster persönlicher Relevanz ausgestattet, womit ausgesagt ist, daß sie als wichtigste Angelegenheit ihrer Träger keine Konkurrenz durch andere persönlichen Beziehungen erfährt. (8) Ihre dyadische Exklusivität und Höchstrelevanz zieht die Regression von Sozialität auf Zweierbeziehungen nach sich: das sich durch sie gebildete Paar isoliert sich von der Welt und gibt sich weltabgewandt und hermetisch. Die Zweierbeziehung steht der persönlichen Gestaltung offen. (9) Sie bedeutet den einzig legitimen Grund der Partnerwahl und stellt somit das ehestiftende Motiv dar. (10) Sie ist darauf angelegt, für immer und ewig zu halten, also dauerhaft zu funktionieren, denn nach der Wahl des einen richtigen Partners kann man sich keinen ‘richtigeren’ Nachfolger vorstellen und die konkrete Partnerwahl erscheint als einmalige und lebenslang bindende Entscheidung. (11) Sie postuliert nicht nur ihr Junktim mit Sexualität und Ehe, sondern integriert auch die Elternschaft, in die die dauerhafte Ehe einzumünden hat, indem sie Kinder zum Symbol ihrer Tiefenwirkung bzw. zum Liebespfand stilisiert. (12) Sie nimmt sich der Individualität der sie Vollziehenden an und ermöglicht vorbehaltloses Eingehen auf die Einzigartigkeit der Welt und der Eigenschaften des Geliebten. (13) Sie enthält ein androgynes Ideal, wonach sich die Gleichwertigkeit der Geschlechter in Sexualität, Emotionalität und Selbstverwirklichung niederschlägt. (14) Sie geschieht spontan; die plötzliche gegenseitige Anziehung bedeutet ein intuitives Erfassen der Eigenschaften des anderen auf den ersten Blick. (15) Die aus ihr erwachsenden Liebesbeziehungen gehorchen dem Startmechanismus Zufall, statt von sozialer Kontrolle bzw. objektiven Kriterien abhängig zu sein. (16) Sie besitzt den Charakter der Grenzenlosigkeit dadurch, daß sie alle heimsucht und sich nicht auf die Gegenwart reduziert, sondern in einer mythischen Zeit erfahren wird. (17) Sie nimmt über die Errichtung fiktiver Barrieren , strategischer Rückzüge und Umweghaftigkeiten aller Art eine Distanz zu ihrer unmittelbaren Erfüllung ein und steigert sich durch diese Investition “in die Hoffnung, in die Sehnsucht, in die Ferne. (18) Und sie idealisiert nicht nur den Geliebten, sondern wird zugleich von typisch romantischen Paradoxien (bezüglich der Erwartungen an sich und den Geliebten) durchzogen, so z.B. die Steigerung des Sehens, Erlebens, Genießens durch Distanz oder das Identischbleiben beim Aufgehen im Anderen. Gruß, Radost |
AW: Romantische Liebe -was sie auszeichnete
Chemische Stoffe im Hirn verursachen Liebesrausch
Möglicherweise stimmen einige Pärchen den jüngsten Erkenntnissen der Wissenschaftler der italienischen Universität von Pavia nicht zu. Sie haben nämlich festgestellt, dass romantische Liebe nur etwas mehr als ein Jahr andauert - und verantwortlich dafür sind erhöhte Werte von Proteinen namens Neurotrophinen. Neurotrophine sind körpereigene Signalstoffe, die zielgerichtete Verbindungen zwischen Nervenzellen bewirken. Ein typisches Beispiel für ein Neurotrophin ist der sogenannte "nerve growth factor" (NGF). Nach Angaben der Forscher sorgen Neurotrophine für Euphorie am Beginn einer Liebesromanze, berichten sie im Wissenschaftsmagazin Psychoneuroendocrinology. Die Forscher um Emanuele Enzo vom Interdepartmental Center for Research in Molecular Medicine (CIRMC) haben 58 Personen untersucht, die erst seit kurzem in Beziehungen waren und mit einer Kontrollgruppe von Personen, die schon länger in Beziehungen waren und mit Singles gegenübergestellt. Die Neurotrophin-Werte der Frischverliebten waren signifikant höher als jene, die schon länger in Zweisamkeit lebten. Offensichtlich sorgen die Neurotrophine, die auch als Nervenwachstumsfaktoren bezeichnet werden, für schweißnasse Hände und für Schmetterlinge im Bauch. "Offensichtlich sorgen die Neurotrophine für eine behavoriale und auch psychologische Veränderung der Betroffenen", schreiben die Forscher. 39 der Frischverliebten wurden ein Jahr später erneut untersucht. Dabei konnten die Forscher keine signifikante Erhöhung der Neurotrophin-Werte mehr feststellen. Offensichtlich pendeln sich diese nach einiger zeit auf Normalwerte ein. "Das bedeutet nicht, dass diese Menschen nicht mehr verliebt waren, aber es macht deutlich, dass es sich nicht mehr um jenen zustand der akuten liebe handelte", so der Co-Autor Pierluigi Politi vom Department of Health Sciences, Section of Psychiatry and der Universität von Pavia. "Die Beziehung ist offensichtlich stabiler geworden und diese romantische Liebe ist damit zu ende gegangen." Bisher ist die neurobiologische Erforschung der Liebe nur sehr vage beschrieben. "Es scheint allerdings, dass die biochemischen Mechanismen offensichtlich dafür sorgen, dass es zu Stimmungswechseln kommt, wenn sich die Beziehung sozusagen stabilisiert hat", erklärt der Forscher. Bis die Neurobiologie der Liebe allerdings ganz erforscht ist, werde es noch länger dauern. "Dazu sind weitere Untersuchungen unerläßlich", so Politi. Dass sich die Neurotrophin-Werte beim Verlieben verändern, hält die Expertin für Neurotrophin-Forschung an der Universität Bochum, Andrea Blöchl, für möglich. "Neurotrophine tragen etwa zur Gedächtnisbildung bei", so die Expertin im pressetext-Interview. "Beim Auf- und auch beim Abbau von neuen Netzen, wie etwa dem Lernen spielen diese Stoffe eine große Rolle", so Blöchl. Wolfgang Weitlaner | Quelle: pressetext.austria |
AW: Romantische Liebe -was sie auszeichnete
Hallo Radost,
du hast dich ja bereits in beeindruckendem Maße und sehr wissenschaftlich mit der romantischen Liebe beschäftigt (war auch mal auf deiner Seite). Da kann ich allerdings nicht mithalten, mir stehen nur meine eigenen praktischen Erfahrungen zur Verfügung ;) Allerdings würde ich mich immernoch als sehr romantikanfällig bezeichnen, glaube aber auch, dass ich in der Vergangenheit, besonders in der Jugend, wesentlich weniger gelitten hätte, ohne das tradierte Ideal der romantischen Liebe. Du hast ja unheimlich viel Wissen hier zusammengetragen. Mich würde allerdings auch interessieren, was du als Person über dieses Thema denkst. Zitat:
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Ich lass es jetzt mal gut sein. Wie gesagt, ich bin absolut Laie und Praktikerin, und mich würde deine persönliche Meinung interessieren. Grüße von wiseacre |
AW: Romantische Liebe -was sie auszeichnete
Wie wissenschaftlich ihr an die Sache rangeht :p
Ich finde, liebe ist wenn der Partner gleichzeitig auch die beste Freudnin ist. Man super gerne treu ist und das in jeder Situation. Der Partner einen die Aufmerksamkeit zu kommen lässt, die man benötigt. Wenn es einen zum Beispiel schlecht geht. Aber das wichtigste ist einfach, dass man immer weiß das man solch strakte Gefühle für den Partner hat und die auch wiederbekommt! |
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